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Sonntag, 2. Februar 2014

Mit dem inneren Kritiker zurechtkommen

Wir haben alle eine Stimme unserer Gedanken im Kopf, die die meiste Zeit des Tages mit uns spricht. Wie ein realer Mensch kann sie uns gut zureden, uns anfeuern, aber auch Bedenken äußern, uns kritisieren oder gar sehr grob mit uns umgehen.
Nicht zu selten übernimmt die Stimme die letztere Rolle, wer kennt nicht Sätze wie "Warum bekommst Du das nicht hin?", "Du solltest dies und jenes!", "Du bist nicht gut genug dafür!" etc. Wenn anderen Menschen Missgeschicke passieren, meldet sich die Stimme aber nicht und findet das eher nicht schlimm. An uns selbst hat sie aber dauernd etwas auszusetzen. Diese Stimme ist "der innere Kritiker".

Woher kommt der innere Kritiker eigentlich: Er kommt aus der Kindheit, einer Zeit, in der wir prüfen müssen, ob die Dinge, die für uns neu sind gefährlich sind oder überhaupt einen Sinn machen. In jener Zeit, wo wir vieles ausprobieren und zum ersten Mal machen wirkt er auch beschützend und wie ein Leitsystem, dass uns nicht komplett von der Spur abkommen lässt.
Wenn wir ihm aber in unserem Erwachsenenleben noch eine derart starke Bedeutung geben, wird er schnell zum Diktator.

Wenn der innere Kritiker eine sehr hohe Macht hat, dann merken wir das mit etwas Achtsamkeit. ein ununterbrochener Monolog, kreisende Gedanken, körperliche Anspannung oder Kopfschmerz sind nur einige häufige Symptome.

Der innere Kritiker benutzt oft eine Rhetorik, die Angst oder Schamgefühle hervorruft und uns zum Rückgriff auf alte, nicht wirksame Lösungen oder zu Ausweichreaktionen bringt. Dies ist genau das Gegenteil von Motivation und positivem neugierigem Voranschreiten, welches im Leben erstrebenswerter wäre.

Was also nun, wenn der Kritiker sich meldet. Man kann ihm aufmerksam mitteilen, dass seine Redezeit begrenzt ist und er auch einmal verstummen kann. Dann kann man sich auch einmal in Ruhe Zeit nehmen um hinzuschauen, woher die Argumente und die Angst des Kritikers kommen. Welche Situation löst dies aus? Welche Gefühle habe ich dabei? Was bedeutet diese Situation oder diese Tatsache? Wenn man tief genug gräbt kommt man schnell zur wahren emotionalen Ursache vor. Welcher wahre Wunsch oder welches Bedürfnis steht hinter der Kritik?

Hat man die Wurzel erst einmal erreicht, dann kann man wie im realen Leben vorgehen und dem Kritiker gut kontra geben. Durch das Bewusstsein der wahren Bedürfnisse und Wünsche entkräftet man Argumente und kann die Kritik in positive Motivation umwandeln, dass selbst gewünschte zu erreichen. So steigt man langsam aus dem Karussell des negativen Selbstgespräch aus und fühlt sich nicht mehr als Befehlsempfänger. Denn als selbstbestimmter Kommandant, der mit Klarheit Lösungen finden kann und auf seine Bedürfnisse gezielt reagiert, lebt es sich wesentlich unbeschwerter und man kann Frieden mit dem inneren Kritiker schließen.

Foto: Martin Schlachter - Schweden, 2007

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